Das neue Herz von Villmergen sorgt für grosses Interesse
Der «Rössli»-Kernbau, welcher – mit Ausnahme der denkmalgeschützten Fassade – im Frühjahr 2020 abgebrochen worden ist, dürfte laut Denkmalschutzinventar aus Mitte des 17. Jahrhundert, also ca. um 1650, gestammt haben. Ein Hinweis dafür ist das Königsfelder Wappen mit der Jahrzahl 1685 an der Vorderfront des ehemaligen Rösslisaals. Seit damals wurde an beiden Häusern viel gebaut. «Der massivste Eingriff erfolgte 1927 mit dem Teilabbruch des Rössli und dem Saalanbau», weiss Paul Meyer. Die Jahreszahl 1936, welche im Türsturz über dem Eingang zu finden ist, dürfte das Erstellungsjahr der winkelförmigen Baute, bereits mit Saal, sein. 1957 erfolgte der Kinoanbau. «Viele dieser baulichen Eingriffe durfte ich auch persönlich begleiten, so 1979 den Saalumbau und den Bühnenanbau beim Rössli für Karl und Anny Gsell, 1974 den Umbau Neue Aargauer Bank für Guido Hoffmann, 1984 das Rösslistübli im 1. Stock, 1985 den Umbau des Kino Ochsen zu einem Möbelgeschäft, 1986 das Ochsensäli im Parterre, 1991 den Barumbau im Ochsen, 1995 die Sanierung Ochsensaal mit der Sternzeichendecke sowie 1998 Hochzeitssuite im 2. Stock», zählt der Architekt auf.
Anspruchsvolle Planung
Das grosse Bauvorhaben im Zentrum mit der wohl tiefsten Baugrube, die je in Villmergen ausgehoben worden ist, erforderte eine minutiöse Planung. Gesamthaft waren für das Baugesuch Ochsen-Rössli 393 Dokumente einzureichen. «Die Bauplatzinstallation war logischerweise sehr anspruchsvoll. Ein sicherer Fussgängerverkehr im Umfeld der Schule und des Dorfplatzes musste gewährleistet sein, die Parkplätze der Nachbargebäude (ehemals Bäckerei Koch) offengehalten, andererseits das Funktionieren der Baustelle mit Zufahrten und Abladen garantiert werden.» Nach einer Sitzung mit den zuständigen Organen des Kantons sei klar gewesen, dass die Zufahrt zur Tiefgarage nur von der Unterdorfstrasse her möglich sein würde. Dass dies nicht ganz unproblematisch ist, ist allen Verantwortlichen bewusst. «Wenn es Probleme geben sollte, sieht der Kanton im Bereich zwischen Anglikerstrasse und Parkingeinfahrt eine Mittelspur als Lösung.»
Warenanlieferung an Schulhausstrasse
Die Warenanlieferung mit Lastwagen war nach dem Fachgutachten zum Gestaltungsplan an der Unterdorfstrasse und von der Dorfplatzseite her verkehrsmässig und aus gestalterischen Gründen nicht denkbar, weshalb diese an der Schulhausstrasse angeordnet werden musste. Um nachzuweisen, dass die Verladestelle dort wirklich funktioniert, hat die Migros auf dem Flugplatz Meiringen Versuche mit all ihren Fahrzeugtypen vorgenommen.
Der neue Gebäudekomplex mit 31 Mietwohnungen in vier (davon drei zusammenhängende und eines im Innenhof liegende) Gebäuden, drei Büro- und Gewerbeflächen, einem Restaurant mit Galerie sowie der 840 Quadratmeter grossen Migrosfiliale soll im Spätsommer 2022, nach gut zwei Jahren Bauzeit, eröffnet werden.